Deutsch

Fachbereich Deutsch

Fachbereichsleitung Deutsch: Norbert Krüßmann


Fachlehrer*innen: Susan Langwest, Milena Stillfried, Dr. Arne Born, Arndt Weniger, Norbert Krüßmann, Sophie Papendieck, Natascha Gojkovic

  • Goethe...

    Goethe ist tot. Wozu noch Deutsch?


    Vielleicht kann ich die beiden Schwerpunkte des Deutschunterrichts an demselben Satz verdeutlichen. Der Satz heißt:

    „Isch bin Goethe.“


    Stellen wir uns den Fahrgast eines Berliner Busses der Linie 101 vor, der unmittelbar nach der Haltestelle Bismarckstr./Leibnizstr. diesen Satz in sein Handy spricht. Der Deutschlehrer in mir verspürt das Bedürfnis, den Fahrgast aufzuklären über die Wichtigkeit der Bildung vollständiger Sätze. Insbesondere Präposition und Artikel vermisse ich, aber auch das Suffix „–straße“ wäre möglicherweise für die Verständlichkeit der Botschaft wichtig. Und darum geht es im Deutschunterricht: Sich so auszudrücken – mündlich und schriftlich – dass deutlich wird, was man meint.


    Aber dann denke ich noch einmal nach und stelle fest, dass Goethe (ich hatte es eingangs erwähnt) bereits tot ist, so dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass es sich beim Sprecher dieses Satzes um den Dichter handelt. Beziehe ich mein Kontextwissen, nämlich die Situation im Bus, den Namen der Haltestelle und den am „Isch“ erkennbaren, offenbar nicht dem Standarddeutsch entstammenden Sprachduktus des Sprechers mit ein, so wird mir schnell klar, dass der Fahrgast mitnichten behauptet, der Verfasser des Faust zu sein, sondern auf seine geographische Position hinweisen möchte. Und auch darum geht es ja im Deutschunterricht: Äußerungen – schriftliche und mündliche – so zu verstehen, dass sie Sinn ergeben, und damit zumindest annäherungsweise zu verstehen, wie der Urheber sie gemeint hat.


    Die Äußerungen, mit denen wir es im Deutschunterricht zu tun haben, sind dabei nicht immer ganz taufrisch und mitunter ist der Mensch, der sie geäußert hat, auch schon tot, mitunter ist es sogar Goethe. Aber das bedeutet nicht, dass es nicht möglich wäre, sie zeitgemäß aufzufassen und sie mit einer Haltung zu rezipieren, die dem 21. Jahrhundert entspricht. Manchmal entwickeln solche Uraltäußerungen dann eine ungeahnte Aktualität. Und manchmal bricht unser gegenwärtiger Lebensweltbezug ihre Aussage ironisch. Ein gelungener Deutschunterricht verzeichnet beides, thematisiert es, hält es aus und schöpft aus der Erfahrung neue Äußerungen.

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